„Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, nicht auf dem Weg der Sünder geht, nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht.
Er ist wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken.
Alles, was er tut, wird ihm gut gelingen.“ Psalm 1,1-3
„Atem“ steht für „Geist“ – in den jüdisch-christlichen Wurzeln unserer westeuropäischen Religions- und Kulturgeschichte für den „Geist Gottes“. Im ersten Satz der Bibel, in Genesis 1,1-2 heißt es: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ In Genesis 2,7 wird die Erschaffung des Menschen so dargestellt: „Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“ Es ist der Geist, der Atem Gottes, der aus Wüste und Wirrnis eine geordnete Schöpfung schafft und der aus toter Materie ein lebendiges Wesen hervorgehen lässt. Gott schenkt uns seinen Atem als Lebens- und Kraftquelle für Körper, Geist und Seele – bedingungslos. Dieses Geschenk wird uns nicht nur mit der Geburt zuteil, sondern mit jedem weiteren Atemzug – ein Leben lang. An diesen Atem, an diesen Geist soll der Mensch angeschlossen sein „wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist“, mit der Verheißung: „alles, was er tut, wird ihm wohl gelingen“.
Atem schenkt unserem Körper lebensnotwendigen Sauerstoff, unserem Geist Inspiration und unserer Seele Geborgenheit. Ohne ihn geht nichts. Atem ist aber auch unser Seismograph. Er reagiert auf alles, immer und sofort. Schneller als wir denken und reagieren können, verschlägt uns der Schreck den Atem. Viele offensichtliche und noch viel mehr versteckte Ängste lassen unseren Atem immer enger werden, machen uns rast- und ruhelos und ziehen uns den Boden unter den Füßen weg.
Dagegen setzt Gott sein immer wiederkehrendes „Fürchte dich nicht!“.
Bilder und Gleichnisse der Bibel bieten uns diese Idee Gottes an, versuchen, uns den Geist Gottes nahe zu bringen. Die Arbeit mit dem Atem lässt uns dies leiblich erfahren. Unser Atem blüht auf, Ängste nehmen ab. Wir werden herausgelöst aus den Verunsicherungen der Welt. Wir fühlen uns persönlich gemeint und spüren Lebensfülle und Sicherheit.
„Jetzt aber – so spricht der Herr, der dich geschaffen Jakob, und der dich geformt hat, Israel:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir.
Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort.
Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen.
Denn ich, der Herr, bin dein Gott, ich der Heilige Israels, bin dein Retter.“ Jes 43, 1-3